Erläuterungen zur Mehrwertsteuerberechnung (Modus E / Modus G)

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*** Wichtige Hinweise zur Steuerberechnung in WICE CRM-Groupware ***

Auf zwei verschiedene Arten (im folgenden "Modus G" und "Modus E") kann die Berechnung von Bruttopreisen (d.h. Hinzufügen von Steuer zu Nettopreisen) bei Rechnungserstellung vorgenommen werden. Beide Verfahren sind gesetzlich zugelassen und sollen hier mit Vor- und Nachteilen dargestellt werden. Die folgenden Erläuterungen betreffen nur Rechnung auf Nettopereisbasis - Rechnungen auf Bruttopreisbasis können ohnehin nur im Modus E erzeugt werden.

Zur Erläuterung soll folgendes Beispiel dienen:

Sie haben die Artikel "Fahrtkosten pro Kilometer" und "Stundensatz Consulting" in WICE angelegt mit folgenden Eigenschaften:

Artikelnr. Artikel Netto-Einzelpreis Mehrwertsteuer 19%

F001 Fahrtkosten pro Kilometer EUR 0,73 EUR 0,14 C007 Stundensatz Consulting EUR 97,- EUR 18,43

Nun möchten Sie die Consulting-Dienstleistung samt Fahrtkosten einem Kunden berechnen (3 Stunden Consulting, Fahrtstrecke 83 km) und legen dazu folgende Umsatz-Chancen an: Menge Artikelnr. Artikel 83 F001 Fahrtkosten pro Kilometer 3 C007 Stundensatz Consulting

MODUS E: Bei Erstellung einer Rechnung mit diesen beiden Chancen im Modus E (Default-Einstellung) berechnet WICE die Bruttopreise auf Basis der Einzel-Artikelpreise:

Summe der Nettopreise = (83 x 0,73) + (3 x 97) = 60,59 + 291 = 351,59 Steuer = 83 x [0,73 x (19/100)] + 3 x [97 x (19/100)] = 11,62 + 55,29 = 66,91 Rechnungssumme brutto = Summe der Nettopreise + Steuer = 418,32 Hinweis: Die eckigen Klammer geben an, dass der enthaltene Wert auf zwei Nachkommastellen gerundet wird.

MODUS G: Bei Erstellung einer Rechnung mit diesen beiden Chancen im Modus G berechnet WICE die Bruttopreise auf Basis der Nettopreis-Summe:

Summe der Nettopreise = (83 x 0,73) + (3 x 97) = 60,59 + 291 = 351,59 Steuer = [351,59 x (19/100)] = 66,80 Rechnungssumme brutto = Summe der Nettopreise + Steuer = 418,39

Wie Sie sehen, entsteht aufgrund der Rundung auf zwei Nachkommastellen an unterschiedlichen Positionen der Berechnung eine Differenz von EUR 0.07.

Wenn der Buchhaltungsunkundige die Modus-E-Rechnung erhält, wird er bei einfacher Nachrechnung möglicherweise verwirrt sein und die Rechnung als falsch abstempeln "351.59 x 1.19 ≠ 418,32". Wenn Sie jedoch nachrechnen, sehen Sie, dass die Steuer im Modus G nicht mit den Einzel-Bruttopreisen übereinstimmt: (83 x 0,14) + (83 x 18,43) ≠ 66,80.

Wenn Sie Rechnungsdaten aus WICE exportieren und in Ihrer Buchhaltung weiterverarbeiten, müssen Sie jedoch Modus E wählen, damit die Daten konsistent sind, denn WICE exportiert die Daten auf Einzelpositions-Ebene (statt auf Summenebene). Nur im Modus E gilt "Menge x NettoEinzelpreis + Steuer = Menge x BruttoEinzelpreis". Dies gilt auch für das DF2-Export-Plugin, den WICE-Shop sowie das DATEV-Export-Plugin. Die Verarbeitung auf Einzelpositions-Ebene ist erforderlich, damit Rechnungen verarbeitet werden können, in denen Artikel unterschiedlicher Steuersätze (z.B: 7% und 19%) auftreten, die laut Gesetz separat auszuweisen sind.

MODUS G:

   * Einfacher nachzuvollziehen
   * Gesetzlich zugelassen
   * Schlechte Kompatibilität mit DATEV oder DF2 sowie höherwertigen Buchhaltungsprogrammen, die auf Basis einzelner
     Rechnungspositionen arbeiten statt auf Basis einfacher Rechnungssummen
   * Inkompatibel mit Rechnungen auf Brutto-Preis-Basis
   * Ergibt eventuell inkonsistente Daten, da Menge x NettoEinzelpreis + Steuer ≠ Menge x BruttoEinzelpreis

MODUS E:

   * Kann zu Verwirrung bei Buchhaltungsunkundigen führen
   * Gesetzlich zugelassen
   * Kompatibel mit Lexware, DATEV und DF2
   * Kompatibel mit professionellen Buchhaltungsprogrammen (IBM etc.) 

Empfehlung: Modus E und aktivierte Option "enthält Steuer einzelner Artikel" bei Dokumententyp, so kann der Empfänger die Rechnung leichter nachvollziehen.

FAQ

   o F: Da kann doch was nicht stimmen! Wie können da unterschiedliche Zahlen rauskommen? Eine der beiden Rechnungsweisen muss
        doch falsch sein!
   o A: Beide Verfahren sind gesetzlich zugelassen (s. Urteil des EuGH vom 10.7.2008, C-484/06), führen jedoch eventuell zu 
        Rundungsdifferenzen, wenn Beträge mit Nachkommastellen verwendet werden. Nicht nur WICE CRM-Groupware hat diese Problem, 
        sondern jedes Buchhaltungsprogramm. Einige einfachere Buchhaltungsprogramme sind auf eines der beiden Verfahren festgelegt 
        und suggerieren dem Benutzer, das dieses als einziges korrekt ist. Bessere Buchhaltungsprogramme können mit beiden
        Verfahren umgehen.

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   o F: Gibt es die Möglichkeit, Rechnungen im funktionsreicheren Modus E zu erzeugen und trotzdem nicht auf Rundungsprobleme zu 
        stoßen?
   o A: Ja, die gibt es. Wählen Sie Nettopreise, die bei Hinzufügen der Steuer Bruttopreise mit höchstens zwei Nachkommastellen 
        ergeben. Dann nämlich findet gar keine Rundung statt und alles ist konsistent.
        Im obigen Beispiel können Sie dies z.B. dadurch erreichen, dass Sie nicht den Artikel "Fahrtkosten pro km = EUR 0,73", 
        sondern "Fahrtkosten pro 100km = EUR 73,-" verwenden und die Chance nicht mit Menge 83, sondern mit Menge 0,83 anlegen. 
        Dann entstehen im Modus E folgende Rechnungsdaten:
           MODUS E mit Artikel "Fahrtkosten pro 100km":
           Summe der Nettopreise = (83 x 0,73) + (3 x 97) = 60,59 + 291                         = 351,59
           Steuer 	          = 0,83 x [73 x (19/100)] + 3 x [97 x (19/100)] = 11,51 + 55,29 =  66,80
           Rechnungssumme brutto = Summe der Nettopreise + Steuer                               = 418,32
           
           Wenn Sie die Artikel also so anlegen, dass Brutto-Einzelpreise mit höchstens 2 Nachkommastellen entstehen, dann ist 
           ergeben Modus E und Modus G exakt gleiche ergebnisse.

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         o F: Ich bin verwirrt! Was soll ich denn jetzt machen?
         o A: Stellen Sie WICE auf Modus E und verwenden Sie keine Artikel-Nettopreise mit Nachkommastellen.